Spieltag 11:  Nichts für schwache Nerven

TTV Neustadt : TTC Germersheim  9:6

Diese Partie hatte es in sich, insbesondere die letzten Einzel-Duelle des Pfalz-Clásicos. Es war mal wieder eines der Spiele, bei denen zuschauen stärkere Schweißausbrüche erzeugte als selbst an der Platte zu stehen. Unglaubliche Aufholduelle, vergebene Matchbälle, halsbrecherische Spielzüge, vergeigte „Elfmeter“ – um schon einmal einen Vorgeschmack zu geben.

Beide Teams waren gut drauf und hatten Bock auf den Fight. In den startenden Doppeln lief es für die Hausherren gleich ordentlich. Sebbi/Andy ließen Schmidt/Funk bei einem klaren 3:0-Satzsieg nicht zum Zug kommen und auch Walde/Oli lieferten ein sehenswertes 3:0 gegen Ulbrich/Nowak. Jürgen und Nico dagegen gaben ihr Spiel trotz starker Gegenwehr mit 1:3 gegen die Urgesteine Arbogast/Umlauff ab.

Die Einzel lieferten sogleich einen Doppeldämpfer, denn sowohl Sebbi, als auch Andy mussten ihr Spiel im Entscheidungssatz abgeben. Neustadts Capitano hüpfte an diesem Abend nicht in höchster Spritzigkeit um die blaue Platte, während Germersheims Jörg Arbogast ein gutes Händchen bewies. Der Linkshänderschnitt kam oft unangenehm über das Netz geflattert. Andys Duell gegen Nils Schmidt konnte nicht wirklich einkategorisiert werden. Beide spielten mehr auf Sicherheit, da wäre ein zwischenzeitliches Draufscheppern mal ganz gut gewesen. Viel Schnitt- und Aufschlagvarianten prägten die Partie, in der der TTCler den längeren Atem behauptete. In der Summe stand es nun 3:2 für Germersheim.

Nach diesen Pleiten musste der TTV anziehen, und das glückte hervorragend. Jürgen umging David Ulbrichs Vorhandgemächt geschickt und attackierte mit spinerfüllten Services. Sehr abgeklärt holte er den 3:0-Sieg für sein Team. Walde machte gegen Bernd Umflauff einige Kilometer gut. Er zog mit zunehmender Spieldauer stärkere Tops und drehte einen 1:2-Satzrückstand in einen 3:2-Sieg – ein Kampfmatch!

Auch unser hinteres Paarkreuz zeigte sich in guter Form. Oli konfrontierte Manual Funk dank tischnahem Pressing mit fehlerfreien Ballstafetten, ähnlich einem TT-Roboter. Ungefährdet punktete er sich zum 3:0-Satzsieg. Am Nebentisch zwang Nico Germersheims Marius Nowak seine Noppen auf. Das schmeckte diesem mitnichten, so dass auch jenes Aufeinandertreffen an den TTV ging (3:1 Sätze). Zwischenstand 6:3 für die Hausherren. Das las sich direkt angenehmer.

Doch wieder konnte unser vorderes Paarkreuz die Führung nicht zum weiteren Ausbau nutzen. Sebbi blieb gegen Schmidt relativ blass. Der TTCler kam zwingender ins Spiel und ließ dabei nicht locker, 3:0 siegte der Germersheimer. Zeitgleich lieferte Andy gegen Arbogast zwar ein Match mit vielen langen Ballwechseln, doch auch er erzeugte nicht den notwendigen Druck, so dass sein Gegenüber gut aufspielen konnte und mit 3:1 gewann. Beide TTVler mussten sich an diesem Abend bei Ihrem Team für den unerschütterlichen Kampfeswillen bedanken.

Auch wenn Waldes Siegesserie riss (15:0 Einzelsiege in Folge), so lieferte er dennoch ein unterhaltbares Match. Gegen Ulbrich war es ein Schlagabtausch mit offenem Visier. Der Rückhandbelag wurde rücksichtslos geschont, dafür gab es guinessbuchverdächtiges Vorhandgeprassel. Nach 2:0 Satzführung ging der TTV-Maschine ein wenig die Puste aus, 3:2 gewann der Germersheimer nach gutem Fight. Deutlicher verlief dagegen das Duell zwischen Jürgen und Umlauff. Das lag an der Lust zu Konsequenz und Konzentration auf Neustadter Seite. Einem satten Aufschlag folgte druckvolles Nachsetzten und adäquate Platzierung. Das saubere 3:0 hatte sich Jürgen verdient.

Es folgten mehr als kuriose Minuten in den Duellen des hinteren Paarkreuzes auf der Zielgeraden. Oli und Nowak duellierten sich in einem Spiel ohne viel Spin, dafür Tempo, Konterduelle und viel Laufarbeit – und das alles bei denkbar knappem Spielstand. Nach einem ausgeglichenen ersten Satz (16:14 für Nowak) führte Oli im zweiten bereits mit 10:5 Punkten. Doch Nowak kämpfte sich heran, bis zum 10:10. Eisern holte der Neustadter trotzdem noch den Satz mit 13:11 nach Hause. Der dritte ging deutlich an den TTCler und im vierten führte dieser bereits mit 10:5 … 5 Matchbälle! Wieder kamen die Nerven ins Spiel und es kam wie es kommen musste: Oli robbte sich Punkt für Punkt heran, auch ein Timeout brachte ihn nicht aus der Fassung. Auf einmal stand es 10:10. Der Satz ging mit 15:13 an Oli, Wahnsinn! Die TTV-Bank jubelte, die TTCler verzweifelten. Das Tischtennisherz litt bei jedem mit. Danach lief bei Nowak nichts mehr zusammen und Oli siegte im Entscheidungssatz. Meine Nerven …

Als wäre die Seele nicht ausreichend gequält worden, setzten Nico und Gegner Funk noch eins drauf. Beide zitterten ohne viel Wagnis ein weiteres Nervenspiel zusammen. In Kürze: Nico schaffte es, selbstverständlich im Entscheidungssatz, zwei Matchbälle abzuwehren und das Spiel mit 3:2 Sätzen noch an sich zu reißen. Diese Nervenstärke führte unsere Erste zum ersehnten 9:6-Endstand. „Schäh wars ned, awwer spannend“ lautete Nicos Analyse.

Das ganze musste dringend mit Ouzo behandelt werden, auf dringendes Anraten der medizinischen Abteilung des Vereins. Selbstverständlich kamen dem alle nach.