Lehre des 20. Spieltages: „Diesen Sport muss man lieben.“
TTV Neustadt : TTF Frankenthal 8:8
Das kleine Finale des Tabellenführers gegen den unmittelbaren Verfolger lieferte zahlreiche Vorlagen für Liebesbekundungen für den geilsten Sport der Welt rund um das runde Plastikgeschoss. Die bis zur Oberkante motivierten Frankenthaler, für sie ging es um die Verteidigung des Relegationsplatzes, trafen auf nicht minder heiße Neustadter, die in ihrem letzten Rundenspiel noch einmal richtig Gas geben wollten.
Ohne zuviel vorwegzunehmen hier die Feststellung, dass die Hälfte der 16 ausgetragenen Begegnungen des Abends erst im fünften und entscheidenden Satz einen Gewinner fanden. Vorbote eines langen Abends war sogleich der erste Satz des Doppelduells von Sebbi und Andy gegen Steffen Engel und Christos Dimitriou, welcher nach hartem Kampf erst mit 19:17 an das Heimteam ging. Trotz diesem Satzgewinn ging das Spiel mit 2:3 an die Frankenthaler. Auch Jonas und Walde mussten ihren sicher und druckvoll aufspielenden Gegnern Kevin Klein und Oliver Blase zum Sieg gratulieren. Spätestens jetzt musste der Schalter umgelegt werden. Dies beherzigten Hakan und der für den verletzten Marius eingesprungene Sebastian Edel indem sie das junge Frankenthaler Doppel Suni Nada und Parth Waikar vorschriftsmäßig mit 1:3 entschärften.
Das war Beginn einer kleinen neustadter Siegesserie in Form von vier Einzelgewinnen in Folge. Sebbi führte bereits 2:0 gegen Steffen „Mr. Feeling“ Engel bis der Faden riss und der mehrfache Seniorenmeister an 2:2 herankam. Dass auch einem Routinier mal die Nerven flattern können, zeigte sich beim Stand von 9:9 im Entscheidungssatz. Zwei vermeintlich einfache Fehler von Engel beendeten die atemraubende Partie zugunsten des Neustadters. Auch Jonas zeigte eine starke kämpferische Leistung. In der Partie gegen Klein trafen zwei Welten aufeinander. Jonas´ sich in traumwandlerische Sicherheit wiegende Gefühlsspins gegen Kleins kompromisslose Brachial-Angriffspeitschen. Durch clevere Schnittwechsel verschaffte sich der Neustadter einen kleinen Vorteil, so dass etliche Abschlussbälle des Gastspielers im Aus landeten und das Spiel mit 3:1 an Jonas ging.
In den Begegnungen des mittleren Paarkreuzes wurde etwas für die Kondition getan. Andy hechtete gegen Nada etlichen Bällen erfolgreich hinterher und beschäftigte den Frankenthaler Jungspieler mit einer Mischung aus Ballonabwehrstaffeten und drallreichen Angriffsbällen. Auch Hakans Spiel ging nervlich an die Substanz. Mehrere Male schien die Partie verloren, selbst ein Rückstand von 6:10 ließ Mr. Ice Tetik kalt. Und so gingen beide Partien denkbar knapp mit 3:2 an Neustadt.
Im hinteren Paarkreuz gab es eine Punkteteilung. Walde musste seinen 2:0 Vorsprung gegen Waikar noch unglücklich abgeben und fand dann nicht mehr in die Partie. Das junge Talent der Gäste spielte nach dem Rückstand volles Risiko und war aus seinem Lauf nicht mehr zu bremsen. Am Nebentisch lieferte Sebastian E. gegen Dimitriou die passende Antwort und vernoppte den Frankenthaler ohne Rücksicht mit 3:0. Dies gefiel auch dem mitfiebernden Marius, der durch Sebastian mehr als adäquat vertreten wurde.
Die zweite Halbzeit verlief für den TTV weniger glücklich als der erste Teil. Zu diesem Zeitpunkt stand das Spielverhältnis mit 6:3 aussichtsreich für das Heimteam, doch der Drang zum Dramatischen obliegt jedem Drehbuch eines „Finalspiels“ und so kamen die Gäste in der Folge noch einmal gefährlich heran. Sebbis Spiel verlief kürzer als geglaubt. Noch im Schupf-Modus aus seiner ersten Partie fand er nicht die notwendige Aggressivität um Klein Parolie zu bieten und schluckte einen Topspin nach dem anderen. Auch Jonas fand gegen Engel kein Rezept, zu wenig Fehler machte der Frankenthaler. Nachdem diese beiden Spiele mit 3:0 verloren gingen bissen sich Andy und Hakan in die nächsten Partien. Diese verliefen, wie schon in der ersten Runde, verdammt knapp. In hart umkämpften Sätzen mit exakt dem gleichen Spielverlauf verlor erst Andy gegen Blase und dann Hakan gegen Nada mit 2:3.
Einen solchen Turn-around muss man erst einmal verarbeiten. Nach sicherer Führung stand es nun 6:7 und der psychologische Vorteil lag bei den Gästen. Doch das hintere Paarkreuz der Neustadter stellte auch in diesem Spiel wieder seine Nervenstärke unter Beweis. Walde hatte seine erste Niederlage sichtbar verarbeitet und ließ sich auch durch einige verzogene Topspins nicht aus der Spur bringen. Die Vorhand fand wieder ihr Ziel und Dimitriou war mit 3:1 geschlagen. Nach dieser starken Vorstellung zog auch Sebastian nach. Gegen Waikar spielte er clever und sehr konzentriert. Der Frankenthaler fand zu dieser späten Stunde nicht mehr in sein Spiel und verlor mit 2:3.
Das anschließende Doppel sollte die Entscheidung bringen. Sebbi und Andy durften also noch mal ran und lieferten sich ein ordentliches Abschlussduell gegen Klein/Blase. Die Frankenthaler unterstrichen ihren Willen auf den Relegationsplatz und blieben konsequent bei der Sache. Das Neustadter Duo zeigte einige ansehnliche Bälle, ließ aber etliche leichte Fehler zu. So gewannen die Gäste mit 3:1 und das Spiel endete insgesamt mit einem verdienten 8:8. Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit verpasste das TTV Team zwar den letzten Zug zur geplanten Disko, genoss aber das Spiel und die letzten Ballwechsel der Saison in vollen Zügen.
Gratulation an die Frankenthaler, die aufgrund der zeitgleichen Niederlage von Burrweiler die Runde als Tabellenzweiter beenden werden. Der TTV hat damit zum ersten mal in seiner Vereinsgeschichte die Meisterschaft in der 2. Pfalzliga gewonnen. Nach dem Gewinn des Relegationsspiels vor zwei Jahren ist es damit das zweite mal, dass der TTV in die 1. Pfalzliga aufsteigt.
Die erste Mannschaft des TTV Neustadt bedankt sich nach Abschluss dieser Runde bei den unterstützenden Zuschauern, insbesondere Geheimwaffe Klaus der uns als Berater den ein oder anderen wichtigen Tipp zukommen ließ, bei unseren Top-Jokern aus der zweiten Mannschaft ohne die wir nicht so gut dastehen würden, bei Heinz Lambert für die tollen Berichte in der Rheinpfalz und beim Poseidon für manch mitternächtliches Gyros.
Bis zur nächsten Runde, in der 1. Pfalzliga!
Versprechen eingelöst!!!
Hallo ihr Freunde des abgerundeten Würfels, ihr habt, wie versprochen, wirklich nochmal alles gegeben. Das hat mal wieder mal so richtig Spaß gemacht, auch wenn man als Zuschauer, ob der Dauer des Spiels, hätte geneigt sein können, eine finanzielle Aufwandsentschädigung zu fordern.
Dass in der Halle eine Stimmung herrschte, vergleichbar mit Woodstock 1969, dazu trug auch der Kampf der Gladiatoren der Zweiten bei, die in puncto verbaler Aggressivität der Ersten deutlich überlegen ist. Mit geschlossen Augen verfolgt, hätte man eher auf ein Spektakel auf dem Schlachtfeld, denn auf ein Tischtennis Verbands Spiel mit zivilisierten Sportlern getippt. Die Helden machten dann auch nach dem Motto: „ Tischtennisschläger zu Pflugscharen“ ernst und gruben ihre Gegner ein, um dann, angeführt von ihrem Spartacus die Erste lautstark zu unterstützen.
Und da wurden wieder alle Facetten dieses schönen Sports gezeigt.
Die Vielfältigkeit der gebotenen Eindrücke war fast unerschöpflich.
So präsentierten Sebi und Andy im ersten Doppel gleich mal den AH Effekt. Man könnte es als Altherren oder aber auch als Angsthasen Tischtennis interpretieren. Da wurde mehr geschnippelt als in jeder Großmetzgerei während der Grillsaison. Von Aggressivität weit entfernt. Aber diese sollten beide im weiteren Verlauf noch an den Tag legen. Auf jeden Fall sah das eher aus wie ein Doppel, bei dem die Angst um den Abstieg mitspielt, aber es spiegelte nicht das Selbstbewusstsein eines frisch gebackenen Meisters wider.
Das 3. Doppel hingegen, welches Hakan und Sebastian mit einem perfekten dritten Satz einfuhren, was Balsam auf die geschundene Seele.
Dann ging’s in den Einzeln rund.
Nachdem die Wirkung der Valium Tablette bei Sebi nachgelassen hatte, holte er nun doch seinen Sieg nach wirklich großartigem Kampf.
Auch Jonas fuhr seinen Sieg ein, konzentriert bis unter die Fußnägel. Das war wohl das temporeichste Spiel des Abends.
Nun war Andy an der Reihe, den nächsten Zähler einzufahren.In einem nahezu perfekten Spiel bezwang er seinen Gegner, wenngleich er zwischenzeitlich im dritten Satz nach mehrfach einsetzender Schnappatmung ein Fall für’s Sauerstoffzelt zu sein schien. Aber routiniert rettete er sich über die Ziellinie.
Hakan beendete die SIegesserie mit dem knappsten aller Satzergebnisse. Wohl leicht angeschlagen, aber nervenstark brachte er sein Match nach Hause. Angeschlagene Boxer sind eben doch am gefährlichsten.
Die nun folgende Niederlage von Walde, der in diesem Spiel einfach unglücklich agierte, wurde am Nebentisch noch von Sebastian E. mit einem brutal nüchternen 3:0 kompensiert. .
Jetzt sorgten aber Sebi, Jonas, Andy und Hakan mit einer Niederlagenserie von 4 Spielen, die teilweise hart umkämpft waren, für eine zwischenzeitliche Wende.
Plötzlich hatte Frankenthal die Nase vorn.
Nun wurde Walde seinem Ruf als Kampfschwein wieder gerecht. Nachdem ihm während seiner Zwischenpause wohl ein rohes Schnitzel gereicht wurde, um ihn wieder heiß zu machen, schaltete dieser wieder in den Aggro Modus und fegte seinen Gegner vom Tisch. So kennt man Walde.
Nun lag es an Sebastian E. zumindest das Unentschieden zu retten. Das tat er auch. Und wie. Für mich das taktische Highlight des Tages. Diese Begegnung war jugendliche Dynamik vs reife Abgeklärtheit. Sebastian zeigte eindrucksvoll, wie man Schwächen des Gegners erkennt und diese dann im Spiel gnadenlos ausnutzt. Ständige Tempowechsel, hohe und lange Bälle, von einer Ecke in die andere wechselnd und somit die Reichweitennachteile des jungen Gegners ausnutzend. Da blieb nur noch, anerkennend Beifall zu spenden und manchmal etwas Mitgefühl für den jungen und sehr talentierten Frankenthaler zu haben.
Von einer „Ersatzbank“ kann man in eurem Fall beileibe nicht sprechen. Bei den Spielern, die bei euch vertretungsweise einspringen von „Ersatzspielern“ zu sprechen, wäre eine Beleidigung.
Bei dem abschließenden Doppel war dann doch ein wenig die Luft raus. Wäre man neutraler Zuschauer gewesen, hätte man aber auch einräumen müssen, dass dieses Unentschieden letztendlich genau das Ergebnis war, welches dieses großartige Match verdient hat.
Dann gab es noch 2 Randnotizen:
Als einziger scheint Andy das Fehlaufschlagverhinderungsseminar nicht besucht zu haben. Mit Minimum 6 gezählten Fehlaufschlägen ließ er sogar Walde wie ein Waisenknabe aussehen.
Dafür lieferte er den Netzball des Abends. Er platzierte einen Ball auf die Oberkante des Netzes, der dort gefühlte 27 Sekunden liegen blieb. Erst nach intensiver Diskussion folgte der Ball dann Andy’s Anweisungen, gefälligst unhaltbar für den Gegner übers Netz zu rollen.
Tischtennisherz was willst du mehr?
Abschließend möchte ich nicht vergessen, Marius gute und schnelle Genesung zu wünschen, damit er bald wieder von der Fankurve in die Arena zurückkehren kann.
Danke für den schönen Abend, ich wünsche euch eine gute Vorbereitung für die nächste Saison
Herzliche Grüße
Klaus
Hallo Klaus, nach dem Genuss der Lektüre deiner Zeilen bin ich mehr als geneigt dir die Berichterstattung in der nächsten Runde zu überlassen. 😉Schonungslos, mehr als zutreffend und unterhaltsam beschreibst du deine Beobachtungen. Super!!!
Hi Andy,
es ist der Stoff, aus dem Kleider gemacht werden. Die Weber seid ihr, ich bin nur der Schneider. Trotzdem ganz herzlichen Dank für die Blumen, aber wir lassen das mal schön so, wie es ist. Meinungsvielfalt und unterschiedliche Sichtweisen sind immer produktiv. Ich hoffe, ich kann auch in der ersten Pfalzliga mein journalistisches Niveau halten. Aber eigentlich wünschte ich mir, dass ich dieses Niveau noch an der Platte hätte…Träume sind Schäume….und soo schade, dass sich hier niemand einbringt….
Danke für die Blumen. Hatte nicht gedacht, dass mein „langweiliges“ Geklackere jemand begeistern kann. Gegenüber den viel schickeren Rallyes anderer Herren ist mein hauseigener Spielstil doch eher bieder und wenig spektakulär.
Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit. (Søren Aabye Kierkegaard 1813 – 1855)
Ob etwas begeistert oder nicht, liegt immer im Auge des Betrachters. Und Erfolg besteht nicht prinzipiell darin, besser zu sein als andere, sondern aus dem was man kann, das Beste zu machen. (Klaus B. 1956-)
Ich fand’s hammermäßig und sage nochmal: Chapeau, à la bonne heure 😉