Spieltag 3: Alles Kopfsache

TTV Neustadt : TTC Brücken  9:3

Dass sich bei einem Tischtennisspiel enorm viel im Kopf abspielt, weiß jeder, der unserem Lieblingssport frönt und dementsprechend Wettkämpfe bestreitet. Selbstverständlich beeinflussen Fitness, Ballgefühl, Reaktionsgeschwindigkeit, Risikobereitschaft und Talent – um nur einige Faktoren dieser komplexen Sportart zu nennen – das Spielvermögen des einzelnen Sportlers. Für den spielerischen Erfolg brauch es jedoch auch die notwendige psychische Voraussetzung bzw. Einstellung. Zum besseren Verständnis wagen wir dazu einen Blick in den Kopf des Tischtennisspielers. Man stelle sich dazu den typischen Tischtennisathleten vor: durchtrainiert, gutaussehend, TTR-Mittelmaß.

Das gestrige Abendspiel gegen Brücken stellte unsere sechs TTVler vor eine Herausforderung bei der die Psyche eine große Rolle spielte. Ein Klassiker: die gegnerische Mannschaft reist stark ersatzgeschwächt an, im Kopf formiert sich sogleich der Gedanke „das müssen wir gewinnen“. Tischtennis-psychologisch gesehen extrem erfolgsgefährdend, insbesondere wenn die eingesetzten Ersatzspieler ebenfalls den Schläger halten können. So entsteht möglicherweise bereits vor Spielbeginn eine Drucksituation, die sich je nach Spielverlauf verstärken kann, wenn es nun doch ergebnistechnisch eng werden sollte. Eventuelle Folgen sind weiche Knie, leichtes Zittern, sprich: das Ende der Lockerheit. Wie ist unsere Erste am vergangen Samstagabend mit diesen Umständen umgegangen?

Beginn des Matches gewohnheitsgemäß mit den Doppeln. Sebbi und Oli begannen gegen Mootz/Korb souverän mit einer 2:0-Führung. Doch die Brückener kamen besser ins Spiel und leisteten ordentlich Gegenwehr. Nach einem verlorenen Satz erhöhte das Neustadter Spitzendoppel die Schlagzahl und holte den ersten Punkt. Psycho-Check: stabil und bestanden! Christian und Jürgen sahen sich währenddessen dem Duo Simon/Stucky gegenüber. Diese leisten sich kaum Fehler und gewannen klar mit 3:0. Mit Psyche hatte dies aus heimischer Seite wenig zu tun, die Gäste spielten an diesem Abend einfach zu stark, was das neustadter Duo neidlos anerkannte. In der Begegnung Walde/Andy gegen die Steinmann-Brüder ging es enger zu. Nach jedem Satzgewinn folgte der Satzausgleich, bis in den Entscheidungssatz. In diesem schafften es die Hausherren die Zitterpartie druckvoll und erfolgreich mit 3:2 zu beenden. Psychocheck: gerade so bestanden! Zwischenstand 2:1 für Neustadt.

Gespannt erwartet wurde nun der Auftritt des vorderen Paarkreuzes in den Einzelbegegnungen. Sebbi, gerade erst von den Flitterwochen heimgekehrt, brauchte einige Ballwechsel um seine gefürchteten Topspins in gewohnter Manier einsetzen zu können. Gegner Thorsten Mootz, der ordentlich mithielt, musste sich dem TTV-Kapitän dann aber doch mit 0:3 geschlagen geben. Psychocheck auf neustadter Seite: Durchgebissen und bestanden. Am Nebentisch war ordentlich Stimmung geboten, denn Christian wirbelte hochmotiviert an der Platte. Opfer Wolfgang Simon schaffte es nur stellenweise mit seinen gefährlichen Seitspin-Drallbällen durchzustoßen, denn der TTVler wurde immmer sicherer und wagte immer öfter den Weg in die Offensive. Groß gefeiert wurde der Ballwechsel des Abends, bei dem der erstaunlich bewegliche Christian zweimal einem schier unerreichbaren Ball in „Becker“-Manier hinterherhechtete um den Punkt doch noch für sich zu entscheiden. Der offene Schlagabtausch ging mit 3:2 an Christian. Psychocheck: in der Ruhe liegt die Kraft – bestanden!

Das mittlere Paarkreuz – es darf vorweggenommen werden – zeigte an diesem Samstag die besten Nerven. Jürgen ließ mittels sicherer Hand und ordentlich Spin gegen Nico Steinmann nichts anbrennen. Dank gezielter Platzierung schaffte es Jürgen „The Serve of Death“ den Brückener nicht ins Spiel kommen zu lassen. Psychocheck: Mit Bravour bestanden! Auch Oli wollte nun nachziehen, hatte aber mit Daniel Stucky einen harten Brocken gegenüber. Gleich im ersten Satz legte dieser los wie die Feuerwehr und gönnte Oli lediglich drei Punkte. Alles Spins wurden spielend einfach gegengeschossen. Wer danach mit einem klaren Spielverlauf rechnete, kennt unseren Oli nicht. Mit taktischem Verständnis und Beharrlichkeit kämpfte sich der immerjunge Neustadter in die Partie. Etliche Rückstände konnte er egalisieren und schlussendlich mit 3:2 den Punkt nach Hause holen. Psychocheck: Klar bestanden.

Zwischenstand: 6:1. Eine solche Führung kann natürlich auch psychologische Effekte mit sich ziehen. Unter Umständen mindert dies eine überhöhte Spannung beim führenden Team. Erhöht den Druck beim Gegner. Es kann sich aber auch genau umgekehrt auswirken: „Meine Mitspieler haben gewonnen, also muss ich das auch.“ Wie dem auch sei, mit Walde und Andy war das hintere Paarkreuz nun gefordert und stieg in die Spielbox. Walde bekam es mit dem spielstarken Luca Steinmann zu tun. Ein 50:50-Match, bei dem Walde einen 2:1-Satzrückstand mit pfeilschnellen Topspinralleys bravourös aufholte. Im Entscheidungssatz blockte Steinmann jedoch zu sicher und holte das Spiel mit 3:2 nach Brücken. Psychocheck: Stay smooth 😉! Andy wurde von Rainer Korb herausgefordert. Jener ließ dank sicherem Blockspiel kaum einfache Punkte zu. Aber Andy konnte einzelne Big Points für sich entscheiden und gewann mit 3:0-Psychocheck: bestanden!

Die erste Runde war gelaufen, unser Team führte mit 7:2. In der Nebenpartie hatte unsere zweite Mannschaft gerade ihr Abendspiel gewonnen – der Grieche und das Weinfest riefen. Eine weitere, aus psychologischer Sicht herausfordernde Situation. Wenn der Sieg in Griffweite gerät, besteht die Gefahr, dass folgende Spiele zu locker genommen werden: „Irgendjemand wird den Punkt schon holen.“ Sebbi und Christian stellten sich dieser Herausforderung. Unsere Nummer Eins hatte gegen Simon seine große Mühe. Unangenehmen Aufschlägen folgten Spins in gespielten Winkeln. Der Brückener machte seine Sache gut und siegte mit 3:0. Psychocheck: mehr Zutrauen durch mehr Training 😉. Derweil bestätigte Christian seine gute Form und fischte einige Bälle von Mootz aus dem Eck. Dank unangenehm gespielter Ballonabwehr und drallreichen Spins gewann unser Allrounder mit 3:0. Psychocheck: erneut bestanden!

Den Siegpunkt holte nun Jürgen in erfolgreicher und ansehnlicher Weise. Er entschärfte Stuckys druckvolles Spiel und spielte in etlichen Topspinstaffeten seine Schnelligkeit am Tisch aus. Was souverän und locker aussah, war hart erkämpft und sehr verdient. Psychocheck: Hervorragend!

Damit siegte der TTV Neustadt mit 9:3 über ein Brücken, das die Spielerausfälle mit guten Ersatzleuten doch ordentlich kompensieren konnte. Dank der richtigen Einstellung und großem Kampf holten die Hausherren damit den ersten Sieg und schieben sich aus der Abstiegszone. Von der psycholgischen Einstellung her betrachtet, hat die Einstellung unserer Spieler gepasst – Luft nach oben gibt es sicher noch. Der sympathische Brückener Daniel Stucky dagegen resummierte: „In Neustadt spiele ich immer scheiße!“. Psychologisch gesehen kein Nachteil für uns … 🙂

0 Kommentare

Dein Kommentar

Want to join the discussion?
Feel free to contribute!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert