Spieltag 12: Sie spielen noch, bis die Wolken lila sind …
TTC Riedelberg : TTV Neustadt 8:8
Das neue Jahr und die Rückrunde begannen am gestrigen Samstag mit einem Marathonevent für unser Erste. Von der Hinfahrt, über das eigentliche Spiel, bis hin zum Nachspiel waren die TTVler mehr als 12 Stunden unterwegs, aber es hat sich gelohnt: Ein Unentschieden in Riedelberg ist ein Punktgewinn. Wer schon mal in der Riedelberger Halle gespielt hat, weiß was er dort zu erwarten hat: Starke Unterstützung aus dem Dorf und Spieler, die unter heimischen Bedingungen nochmal eine Klasse besser spielen. Wie gedopt wird dort voll auf Angriff gespielt – ohne Rücksicht auf Verluste. Schon einige hochklassige Gegner wurden so gestürzt. Dem entsprechend niedrig war die Erwartungshaltung der Neustadter im Vorfeld des Spiels.
Dank des neuen Mannschaftsbusses, gesponsort von Christian, kutschierten die TTVler samt Edelfan Uli in die Westpfalz durch die Tiefen des Pfälzer Waldes. Nach ordentlichem Warmup ging es munter mit den Doppeln los. Dort gelang unseren Recken sogleich ein erstes Ausrufezeichen mit dem Gewinn von zwei Doppeln. Nachdem Sebbi und Oli das Duo Becker/Schmitt nach erstem verlorenen Satz mit 3:1 in Schach halten konnten, schafften Christian und Andy (wie in bester Ehe) zum wiederholten Male das Kunststück, das Spitzendoppel der Gegner zu fällen, mit 3:2 in Sätzen. Diesmal erwischte es die Brüder Sema, die mit der hohen Ballsicherheit und Variabilität der TTVler ihre Probleme hatten. In der dritten Doppelbegegnung mussten Jürgen und Gerd in der Partie gegen Müller/Reiner einige Topspinsalven einstecken und gingen mit 0:3 baden.
Auch in den Einzelbegegnungen ging sofort die Post ab, die ersten drei Spiele wurden erst in der Verlängerung entschieden. Aus Sicht von Sebbi leider mit negativem Ausgang. Gegen Franz-Xaver Sema brauchte Neustadts Nummer Eins zwei Sätze um ein Mittel gegen das unbequeme Noppenspiel des Riedelbergers zu finden. Dann aber ging er mutig in die Vollen und zog zwei Sätze lang inbrünstig Topspin um Topspin auf die Tischplatte bis es schepperte. Im Entscheidungssatz fehlte ein wenig Öl im Lockerheits-Getriebe und Sema holte den Punkt für die Gastgeber. Am Nebentisch ackerte Christian wie besessen jedem Ball hinterher. Den harten Angriffstops von Benjamin Sema warf er brutalsten Unterschnitt entgegen, um nachfolgend kaum blockbare Spins anzuziehen. Teilweise spielte er wie in Trance bis zur 2:1-Satzführung. Dann riss jedoch die Kette und Sema kam mehr und mehr in Fahrt, so dass auch dieses Match mit 2:3 verloren ging.
Im mittleren Paarkreuz lieferten sich Andy und Christian Becker einen Clash of Spins. Erst sah es so aus, als würde sich Becker mittels machtvollem Vorhandspiel durchstzen, doch Andy konnte zum 2:2 in Sätzen ausgleichen. Die Partie musste leider im Entscheidungssatz abgebrochen werden (kampflos für Andy), nachdem sich Becker unglücklich an der Hand verletzte. Gute Besserung an dieser Stelle an Christian! Während dessen stieg auch Jürgen in die Box, um gegen Manuel Müller den nächsten Punkt zu holen. Getuned mit neuem Spielobergummi warf der Neustadter die Drallmaschine an. Entscheidend für den Erfolg war hier unter anderem, dass unser Mental Monster den ersten Satz nach Rückstand noch erkämpfen konnte und mit cleverer Platzierung plus sicherem Blockspiel entscheidende Punkte sammelte. 3:0 in Sätzen für Neustadt.
Im hinteren Paarkreuz gab es eine Punkteteilung. Während Gerd gegen Rudolf Reiners Kamikazeangriffe an diesem Abend machtlos war (Aufschlag – Peng) und mit 0:3 unterging, erspielte Oli dank hoher spielerischer Sicherheit gegen Daniel Schmitt ein hochkonzentriertes 3:0.
Zwischenstand 5:4 für den TTV Neustadt. Der Vollmond zierte mittlerweile den Abendhimmel, aus der benachbarten Gaststätte duftete es schon nach Gulasch. Aber nichts da! Noch gab es Arbeit.
Sebbi und Benjamin Sema eröffneten die zweite Runde und lieferten sich sogleich ein atemberaubendes Match. Die Zuschauer hinter der Glaswand kamen aus dem Klatschen nicht mehr raus, ein Wahnsinnsballwechsel jagte den nächsten. Beide Spieler agierten variabel zwischen weich und brachial gespielten Bällen, zudem blockten sie wie die Weltmeister. Auf des Messers Schneide musste dieses Spiel dann mit Sebbi einen Sieger finden – natürlich im Entscheidungssatz. Wow! Christian versuchte es am Nebentisch Sebbi gleich zu machen und Franz-Xaver Sema in die Knie zu zwingen. Der Riedelberger griff jedoch zielsicher an und brachte das Spiel mit 3:1 für die Hausherren über die Ziellinie.
Nachdem Jürgens Partie kampflos an Neustadt ging, kämpfte Andy mit Müller um die Führung. Früh zeigte sich, dass der Riedelberger in Topform war und leistete sich kaum Fehler. Der Neustadter fand dagegen zu spät zu mutigerem Spiel und musste mit 0:3-Sätzen passen. Jetzt konnte das hintere Paarkreuz die Weichen stellen. Oli wollte Reiners Angriffslust in den Griff bekommen und versuchte es mit Gegenangriff. Der Riedelberger war an diesem Abend aber on fire und nicht zu schlagen. Auch hier ein 3:0-Sieg für die Gastgeber.
Der ganzen Drucksituation in einer solchen Phase der Begegnung zu trotzen, erfordert eine große Portion mentaler Stärke. Dieser Herausforderung stellte sich nun Gerd. In einer nervenaufreibenden Partie gegen Schmitt setzte er immer wieder seine gefürchtete Vorhandpeitsche ein – und das mit Erfolg. Der Ball des Abends, es ist kaum zu beschreiben, gelang Gerd in einer spielentscheidenden Phase. Schmitt, beherzt zum Angriff übergehend, schmetterte den Ball mit Wucht in die weite Vorhandseite des Neustädter Routiniers. Womit er, und mit ihm die ganze Halle, nicht rechnete, war der Gegenschlag Gerds. In einer intuitiven und perturbierenden Variante aus Schupfangriff und Frontal-Schuss donnerte er den bereits unter der Tischkante gefallenen Ball noch auf die Gegenseite des Tisches. What a shot! Und ein 3:0 für den TTV. Damit war das Unentschieden sicher.
Als Finale blieb mal wieder das Abschlussdoppel – diesmal mit dem besseren Ende für die Sema Brothers. Mit einem relativ klaren 3:0 holten sie den achten Punkt für Riedelberg und besiegelten damit ein verdientes Unentschieden.
Zur Belohnung aller Akteure winkte ein vorzügliches Gulasch und stärkendes Brauwasser. Tischtennisherz, was willst du mehr?! Mittlerweile war es Mitternacht, doch die Wolken noch lange nicht lila. Das war mal ein ordentlicher Auftakt in die Rückrunde. Ein Gruß an die klasse Truppe aus Riedelberg und beste Genesungswünsche an Christian.
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