Sieg im neuen Jahr: Die Erste bezwingt Frankenthal mit 9:5
Das erste offizielle Spiel im Januar ist so etwas wie ein Kaltstart mit dem Saisonmotorrad, die ungeplante Geburt von Zwillingen, der erste Flirt nach der Scheidung. Es gleicht einem McDonalds-Besuch nach der Heilfastenphase oder den ersten Gehversuchen im Kindesalter. Die Lust und der Wille ist groß, das Fleisch und der Kopf arbeiten allerdings noch zaghaft, von wachsweicher Konsistenz und ungewollt jungfreulich. Trotz Trainingszeiten in der Winterpause ist das Gefühl ein ganz besonderes und auch für unsere TTVler der willkommene Startschuss in die Rückrunde der ersten Pfalzliga.
Die Gäste vom TTF Frankenthal II kamen in dezimierter personeller Aufstellung, aber mit gleicher Lust auf Sport und mit starken Ersatzspielern. Und so starteten die Doppel mit den Siegen der jeweiligen Spitzenpaarungen. Sebbi und Andy, deren Motor eher auf Sparflamme lief, besiegten das Jungdoppel Nada/Waikar mit routinierten Bällen und 3:0. Im Gegenzug behielten Blase/Hermann gegen Fabi und Walde mit 1:3 die Oberhand. Jonas und Hakan zeigten im Duell der Dreierdoppel gegen Felkl/Gast enorme Rückschlagqualitäten und siegten mit 3:0.
Das Doppel schien Sebbi gut getan zu haben, denn die Schläge kamen immer sicherer und so ließ er Nada in den langen Rallyes aus der Halbdistanz kaum eine Chance. 3:0 für den Neustadter. Am Nebentisch hatte Fabi an den Aufschlägen Felkls zu kauen. Die gefährlichen Tomahawk-Variationen des Frankenthalers sind schwer zu parieren, aber Fabi gelang dies mit zunehmender Spieldauer und so konterte er den Routinier eiskalt zum 3:1 aus.
Auch Jonas schaffte es, die Siegesserie fortzusetzen. Sein Kontrahent Blase verzweifelte an den immer wieder kehrenden Bällen der ‚Neustadter Gummiwand‘ und gratulierte zum 3:1-Erfolg. Walde bekam es mit dem schnellen Waikar zu tun, der an diesem Tag nicht zu schlagen war. Er konnte einen 0:2-Satz-Rückstand noch egalisieren, verlor dann aber im Entscheidungssatz knapp mit 9:11.
Bei Andy verlief die Partie gegen Linkshänder Gast genau anders herum. Der neustadter Kapitän führte bereits mit 2:0 in Sätzen, verlor dann aber den Faden und ging mit 3:2 baden. Nach den tröstenden Worten von Mentalcoach Klaus konnte der Blick aber schnell wieder nach vorne gerichtet werden und so stieg Hakan gegen Exmannschaftskollege Joni Hermann in den Ring. Ein Duell gegen ehemalige Mitspieler ist immer so etwas wie ein Date mit der Ex, ein Spieleabend mit den Schwiegereltern, ein … ach lassen wir das 😉 … Es war ein heißer Fight bei dem sich Granatenbälle und Leichtsinnsfehler die Hand gaben, Hakan gegen Ende jedoch der Aktivere war und mit 3:2 gewann.
Zwischenstand 6:3 für das Heimteam.
Die Paarung Sebbi gegen den sympathischen Felkl schien zu Beginn wenig auf Taktik ausgelegt zu sein. Auf der einen Seite Sebbi, der schon zu Beginn aufgrund der gegnerischen Aufschläge die Hosen voll hatte, auf der anderen der Frankenthaler, der sich aufgrund der zu erwartenden Rapp-Geschosse drei Meter hinter der Platte aufhielt. Beide konzentrierten sich auf sichere Rückschläge und spielten eine Art Grundlinientennis. Doch das wandelte sich nach dem ersten Satz. Sebbi bekam die Aufschläge in den Griff und auch Felkl zog mutig und erfolgreich harte Topspins. Nach knappem Spielverlauf und etlichen ansehnlichen Ballwechseln holte Sebbi mit 3:1 den Punkt für den TTV. Am Nachbartisch duellierte sich Fabi mit Nada. Der junge Frankenthaler spielte sehr sicher und angriffslustig auf, zeigte sogar einen fantastischen Hand-Switch. Fabi kam dabei nicht richtig ins Spiel und zog mit 1:3 den Kürzeren.
Das mittlere Paarkreuz war nun an der Reihe. Der junge Waikar offenbarte auch hier wieder sein großes Talent und spielte gegen Jonas munter auf. Dank der Ballsicherheit beider gab es Wahnsinnsballwechsel zu bestaunen und immer wieder anerkennenden Szenenapplaus von allen Zuschauern. Waikar holte mit 3:1 das Spiel nach Frankenthal. Zeitgleich suchte Walde gegen Blase nach seiner Form und schaffte dies nach anfänglichen Schwierigkeiten mit Bravour. Endlich kam der Topspin und auch der pfalzbekannte Siegesruf ‚Wotschowokeee‘ (Schreibweise und Bedeutung unbekannt) dröhnte wieder durch die Halle. Zur Freude des Teams gewann Walde mit 3:2.
Mentalcoach und Hobby-Orakel Klaus sagte es anschließend voraus: Andy spielt wieder 5 Sätze. Und so kam es auch im Spiel gegen Joni Hermann. Dass der Neustadter das Spiel gewinnen konnte, hat er vor allem Auszeitnehmer Walde und dem Coaching von Marius zu verdanken. Auch die Netzkante beim Matchball zum 14:12 im Entscheidungssatz hat einen gewissen Anteil.
Der Gesamtsieg mit 9:5 stand also zu Buche. Hart erkämpft gegen eine trotz Ersatz stark aufspielende Mannschaft aus Frankenthal. Ein dickes Dankeschön geht an Klaus, Marius und Oli, die uns von der Bank aus mit Rat, Motivation und einer abschließenden Bierversorgung sehr unterstützten.
Immer wieder ein Erlebnis…
Wie schon im Bericht erwähnt, war das stellenweise eine zähe Geschichte zum Jahresauftakt.
Den diversen Feierlichkeiten und kulinarischen Genüssen über die Feiertage musste der eine oder andere anscheinend doch Tribut zollen.
Nichtsdestotrotz überwog (eigentlich wie immer) das Positive.
Aber es war keine Sache der Jungfräulichkeit. Ganz im Gegenteil. Eher eine schwere Geburt.
Die erste erfreuliche Beobachtung konnte man schon zu Beginn der Doppelpaarungen machen. War der Sieg des gewohnt souveränen Doppels Andy/Sebi nicht unbedingt eine Überraschung, so konnte man bei Jonas und Hakan erstmals so etwas wie Ruhe und Gelassenheit feststellen. Besonders Jonas, der aufgrund seiner Spielweise eher total auf Angriff und Topspin geeicht ist, hat sich enorm umgestellt und mit sicheren und wohltemperierten Bällen agiert und „mitgespielt“ und hat es Hakan dadurch ein ganzes Stück leichter gemacht. So spielt man Doppel, das war richtig klasse.
Zu Sebi gibt es aktuell nicht viel zu sagen, ausser dass er zur Zeit einfach einen Lauf hat. Selbst den temporären Anschein von Lethargie, den es im Falle klarer Dominanz sporadisch hatte, konnte er verwischen. Ein Beweis dafür war sein 2. Einzel, in dem er zwar den ersten Satz noch knapp abgeben musste, dann aber hochkonzentriert bis zum Ende seinen hochverdienten 3:1 Sieg einfuhr.
Fabian hatte in seinem ersten Match auch einige Anlaufschwierigkeiten, bemerkenswert aber, dass er bei seinem 3:1 Sieg in allen gewonnenen Sätzen jeweils hohe Rückstände aufholte. Im 2. Einzel (Jugend gegen Jugend) hätte es vielleicht eines etwas variableren Spiels bedurft, dieses Spiel sah eher nach einem lockeren Trainigsspiel aus, bei dem man sich einfach mal mit viel Spass die Bälle um die Ohren haut. Aber bei Fabians technischen Möglichkeiten kann man voll auf seine Jugend setzen. Was Erfahrung sammeln und Lehrgeld zahlen bringt, sieht man an der positiven Entwicklung der ganzen Mannschaft.
Jonas spulte im ersten Spiel wieder gewohnt konzentriert sein Aggro Programm ab und ließ nichts anbrennen. Dass er im zweiten Match als zweiter Sieger von der Platte gehen musste, lag einfach an seinem in puncto Reichweite zwar weit unterlegenen, jungen Gegner, der die Bälle mit einer unglaublichen Härte und Sicherheit aus allen Lagen auf die äußersten Enden der Platte drosch. Das nötigte selbst dem Heimpublikum wiederholt anerkennenden Beifall ab.
Hakan zu analysieren ist immer wieder die grösste Herausforderung. An Unauffälligkeit nicht zu überbieten, was seine hervorragenden Leistungen aber in keinster Weise schmälert.
Nachdem er, wie schon erwähnt, bereits im Doppel seine Visitenkarte abgab, war auch sein Einzel eine Augenweide. Den ersten Satz gewonnen, dann im zweiten Satz schon auf der Verliererstrasse, holte er sich dank einer furiosen Aufholjagd auch diesen noch. Nachdem dann die beiden nächsten Sätze verloren gingen, drehte er auf und schickte seinen Gegner mit brutalen Vorhand Geschossen von der Platte. Respekt vor diesem hart erkämpften Sieg.
Waldemar machte zunächst seinem Ruf als Adrenalin Junkie mal wieder alle Ehre. Im ersten Einzel fand er nach zwei klar verlorenen Sätzen wieder zu seiner alten Kampfstärke zurück und konnte die beiden nächsten Sätze für sich entscheiden, ehe er sich im entscheidenden Satz dann doch geschlagen geben musste.
Danach spielten sich tumultartige Szenen ab, wobei es nur der wohl robusten Qualität seines Equipments zu verdanken ist, dass er seine Hausratversicherung nicht in Anspruch nehmen muss.
Zum Eklat wäre es fast gekommen, als er das Lied „Weil ich n Mädchen bin“ anstimmen wollte, wovon ihn die Mannschaftskameraden und das zahlreich erschienene Publikum allerdings abhielten. Kurzerhand wurde Walde’s Hymne dann in „Weil ich ne Kampfsau bin“ umgetextet, von da an ging’s bergauf. Im zweiten Einzel biß er sich dann in alter Manier zum hochumkämpften 3:2 Sieg durch.
Waldemar sollte eigentlich auf Rasen spielen, er braucht den Geruch und den Geschmack von Gras und Scholle. Nach seinem wirklich hart umkämpften Sieg ging er deswegen wohl auch erleichtert zu Boden.
Andy hatte wirklich keinen guten Tag erwischt. Im ersten Einzel 2:0 Führung, den dritten Satz in der Verlängerung (auch durch einen Fehlaufschlag im entscheidenden Moment) aus der Hand gegeben, ab da lief nichts mehr.
Auch im zweiten Spiel fand er nicht zu gewohnter Form, gab auch die ersten beiden Sätze ab. Gutes Coaching, Umstellung auf etwas aggressiveres Spiel, echte Kampfbereitschaft, hohe Konzentration und etwas Glück im letzten und entscheidenden Satz ließen dann doch noch Andy als Gewinner den Sack endgültig zu machen.
Dieses letzte Match von Andy war eigentlich kennzeichnend für das ganze Spiel.
Manchmal läuft eben nicht alles glatt, aber mit einer guten Moral und mit Siegeswillen, kann man das Glück auch manchmal erzwingen.
Mir war es jedenfalls wieder eine Freude, dem Spektakel beiwohnen zu dürfen und ich hoffe, meine etwas andere Art der Aufbereitung treibt euch weiter zu solchen tollen Leistungen.
Gruß
Klaus