9. Spieltag: Die Erste knackt Oppau
TTV Neustadt : TTC Oppau 9:6
Etwas ungläubig saßen Sebbi, Fabi, Jonas, Walde, Andy und Hakan mit dem zweiten Team um Mitternacht beim Griechen und ließen die zuvor erlebten Stunden noch einmal Revue passieren. Und das lag nicht an der Erkenntnis, dass im Lokal in Zukunft keine Kinderportionen mehr angeboten werden, was aber durchaus auch einen Bericht wert wäre. Vielmehr lag es an der erlebten Begegnung gegen den Tabellenvierten der 1. Pfalzliga.
Oppau kam in starker und oberliga-erprobter Besetzung in die Böbiger Halle und traf auf einen TTV, der die Erwartungen niedrig hielt, sich wohl darüber bewusst, dass die vergangenen Begegnungen gegen die Gäste stets relativ klar verloren gingen.
Doch es lief gut an für die Neustadter. Sebbi und Andy eröffneten die Doppel mit einem konzentrierten 3:1-Sieg gegen Wiebe/Michialidis. Am Nebentisch schafften Fabi und Walde fasst schon die erste Überraschung in dem sie denkbar knapp erst im Entscheidungssatz gegen Spitzendoppel Baier/Zeitz verloren. Leicht nervöse Töne aus der Oppauer Ecke vernahm man dann nach dem klaren und überzeugenden Sieg von Jonas und Hakan gegen Kraushaar/Bebensee.
In den Einzelbegegnungen zeigten Sebbi und Fabi extrem feinen Sport. Fabi zähmte Baiers druckvolles Rückhandspiel mit fehlerfreien Gegentops und langen Ballwechseln. Äußerst abgeklärt gewann er mit 3:1. Sebbi domierte während dessen Zeitz, bis zur 2:0-Satzführung. Danach wendete sich das Blatt, der Oppauer Block-Buster wurde im Spiel immer sicherer und zwang Sebbi zu Fehlern. 3:2 für Oppau.
Auch im mittleren Paarkreuz folgte eine Punkteteilung. Jonas fand gegen Kraushaars Kombination aus Sky-Lobs und Schüssen kein akkurates Mittel, ging also mit 0:3 vom Tisch. Walde zeigte zum ersten mal in dieser Saison sein wahres Können und schickte Wiebe eindrucksvoll mit 3:1 auf die Bank, auch dank seines hervorragenden Rückhand-Topspins.
Wie zuvor musste auch im hinteren Paarkreuz eine Punkteteilung her. Andy zeigte Licht und Schatten gegen Dauer-Zieher Michialidis, welcher in einer starken Schlussphase das Spiel mit 3:1 nach Oppau holte. Hakan machte es besser, parierte Bebensees unangenehme Aufschläge mit Bravour und siegte mittels gutem Finish mit 3:2 Sätzen.
Zwischenstand dank Doppelsiegen: 5:4 für Neustadt.
Die zweite Spielhälfte eröffnete Sebbi im Topspiel gegen Baier. Nach gutem Spiel und einigen hervorragend platzierten Parallelspins, musste Sebbi die Routine des Oppauers erleben. Dieser blockte immer sicherer und war sichtlich erleichtert, als er das Spiel siegreich und ohne Sauerstoffzelt mit 3:1 beendete. Auch Fabi unterlag trotz hartem Kampf mit 3:1 Sätzen gegen Zeitz, nicht zuletzt aufgrund der Routine des Gegners.
Jetzt war Oppau zum ersten Mal in Führung und die Vermutung lag nahe, dass das große Zittern auf neustadter Seite einfallen könnte. Erstaunlich abgeklärt reagierten die Hausherren auf diese Situation. Erklärungen dazu finden sich im Bericht zu Spieltag 8. Zudem gab es seitens des TTV Mental-Coach Klaus, der in der ein oder anderen Phase mit aufmunternden Worten nicht sparte.
Den langen vorbereitenden Vorworten des mittlerweile tipp-lahmen Autors ist zu entnehmen, dass im Anschluss wirklich alles zu Gunsten der Neustadter lief. Jonas spielte sich wieder in den Gummiwand-Modus und erkämpfte ein 3:0 gegen Wiebe. Walde knüpfte phantastisch an die Form seines ersten Einzels an und bezwang Kraushaar mit 3:1. Andy konnte es wieder nicht lassen und holte gegen Bebensee nach 1:5-Rückstand im 5. Satz noch den Sieg. Nun lag es an Hakan, der gegen Michialidis im 5. Satz 9:3 vorne lag. Da durfte doch nichts mehr anbrennen, oder? Aber Pustekuchen: der Oppauer verkürzte zum 9:7. Time-Out auf neustadter Seite, welches Hakan mehr oder minder widerwillig nur zuliebe der Anspannung seiner Mitspieler nahm. Ohne jegliche Nervenschwäche oder Anzeichen von sich anbahnender Entgleisung der Gesichtszüge konterte Hakan die Bälle seines Gegenübers und verwandelte zum 11:7. Damit war Oppau insgesamt mit 9:6 geschlagen.
Die Freunde im Neustadter Lager war groß. Abgesehen vom nie erdachten Sieg und als sehr positiv zu bewerten ist die Erkenntnis, dass unsere Erste an einem guten Tag mittlerweile auch gegen große Mannschaften mithalten kann. Das noch junge Team ist also lernfähig, bleibt trotz des Erfolges realistisch und wird auch weiterhin versuchen es den ‚Großen‘ schwer zu machen. Im nächsten Spiel wartet der Tabellenführer aus Kaiserslautern …
Schwer in Worte zu fassen….
…entgegen der vom Autor der Spielberichte häufig zu beobachtenden Neigungen zur leichten Theatralik, wird dieser Bericht in keinster Weise dieser Begegnung gerecht.
Dieses Match war ohne Übertreibung das bisher beste, was die Mannschaft bisher geboten hat. Und zwar in jeder Beziehung.
Zunächst mal gab es unter den fairen und anerkennenden Zuschauern beider Mannschaften die einhellige Meinung, dass hier Tischtennis auf allerhöchstem Niveau geboten wurde.
Jugendliche Aggressivität, Erfahrung und Routine, Emotionen, überraschende Wendungen, dargeboten von Bezirks und Pfalz Meistern, von jungen Spielern, die die sich enorm weiter entwickelt haben, von erfahrenen Regionalligaspielern und von zwei tollen, sympathischen, kämpferischen Mannschaften.
Als „neutraler“, aber TTV-lastiger Zuschauer kam es dann zu allem Überfluss auch noch zu einem Ende mit dem richtigen Sieger.
Erstmalig war wohl die Euphorie und Freude auf Zuschauerseite noch größer als die der Mannschaft, was aber durchaus der Ungläubigkeit der selben geschuldet sein könnte. Manchmal braucht es eben seine Zeit, um das Erlebte richtig zu realisieren.
Zum Verlauf der Begegnung selber nur ein paar wenige Anmerkungen, die mit einem wiederholten Hinweis (Kritik auf allerhöchstem Niveau) beginnt:
Die Doppel werden leider immer noch (Sebi und Andy ausgenommen) viel zu aggressiv angegangen. Man darf im Doppel nicht so agieren, wie im Einzel. Lange, hohe und nach außen gespielte Bälle sind viel effektiver, als ständig den vermeintlich tödlichen Schuß setzen zu wollen.Bei den besten Doppeln sowohl in Landesliga 2 wie auch 1 setzen sich meist die Paarungen durch, die eher weit hinter dem Tisch agieren und einfach bestrebt sind, möglichst sicher die Bälle zu retournieren als die, welche ständig in Tischnähe den finalen Schlag suchen. Ein langer, hoher Top führt zwar im Einzel oft zu Problemen, im Doppel jedoch ist er genau das richtige Mittel, um die Gegner laufen zu lassen. Meine Beobachtungen: Routine und Gelassenheit gewinnt 80:20 % gegen jugendliche Aggressivität. Dies ist aber die Meinung eines Laien, die keinerlei Anspruch auf Wahrheitsgehalt erhebt.
Ansonsten fällt mir nur Positives ein.
Fabi holt im vorderen, von Oppau extrem stark besetzten Paarkreuz einen Punkt, weil er die Klasse besitzt, sein Spiel dem Gegner aufzuzwingen. Und da wird noch viel mehr kommen.
Sebi hatte wirklich etwas Pech, auch er hätte einen Punkt holen können. Aber er braucht sich in keinster Weise einen Vorwurf zu machen, in beiden Matches zeigte er einen großartigen Kampf.
Jonas zeigte gewohnt konzentriert ebenfalls Tischtennis auf höchsem Niveau und steuerte somit 2 Punkte (Doppel und Einzel) bei.
Andy musste im ersten Einzel zwar auch die Überlegenheit seines Gegners anerkennen, im zweiten Einzel sah das aber anders aus. Wenngleich er nach dem ersten gewonnenen Satz mal wieder in die „Wir-nehmen-uns-an-der-Hand-und-bilden-einen-Stuhlkreis“ Mentalität verfiel und seinem Gegner immer schönere und gemütlichere Bälle zuspielte. Das war der einzige Moment, in dem der Mentalcoach einschreiten musste und Andy sanft das Wort „Aggressivität“ ins Ohr hauchte. Der Erfolg stellte sich prompt ein.
Für Hakan’s sachliches Herunterspulen seines Repertoires und vor allem seine Ruhe und Gelassenheit, fehlen mir die Worte. Die drei Punkte, die er (inklusive Doppel) einfahren konnte, sprechen eine deutliche Sprache. Besonders der letzte Satz, mit dem er den Sack endgültig zu machte. Chapeau!
Zu guter letzt „my personal player of the match” Walde, the machine. Was der Junge gestern Abend gezeigt hat, war, ohne Schmälerung jeglicher anderer Leistungen schlichtweg sensationell. Jeder noch so unmögliche Schlag ein Treffer. EIn Tag, an dem einfach alles gelang. Und bemerkenswert, dass dieses mal in den kritischen Phasen seiner Sätze das gute Ende immer bei ihm war. Walde ist ein Paradebeispiel dafür (stellvertretend für die ganze Mannschaft) wie man sich entwickeln kann und an der Aufgabe wächst.
Mein Fazit: Wohl das beste Spiel, das eine TTV-Mannschaft je gezeigt hat.
Bleibt mir nur noch die Entschuldigung bei der Zweiten, die ja ebenfalls ein klasse Spiel gezeigt hat. Darauf habe ich ja ebenfalls immer ein Auge. Am gestrigen Abend lag mein Hauptaugenmerk auf Grund der Ereignisse aber vorwiegend (mit Ausnahme von einigen extrovertierten Gefühlsausbrüchen von Uwe) auf der Ersten.
Mit begeisterten sportlichen Grüßen
Klaus
Ich muss sagen, es ist immer eine Freude hier die Beiträge zu lesen. Es macht einfach Spaß und ich habe immer ein Lächeln im Gesicht, wie hervorragend Andi’s Beiträge und Klaus’s Kommentare zusammengefasst sind.
Das gilt natürlich für alle Beiträge, auch die verlorenen Spielebeiträge sind sehr amüsant zu lesen^^.
Danke an dich Klaus für deine Worte. Es ist besonders schön zu lesen, wenn man so gelobt wird.
MfG
Waldemar
Danke für deine positiven Kommentare Herr Ehrenzuschauer!
Um die ‚Aggressivität der Jugend‘ etwas zu verteidigen (natürlich nur auf den Tischtennissport bezogen ;-)), behaupte ich mal ganz waage, dass Gewalt manchmal doch eine Lösung ist.
Beweis: Waldemars brachiale Topspin-Rallies sollten meine Behauptung unterstreichen.
Gruß Hakan
Schön, hier auch mal ein paar Feedback’s zu bekommen. Geht doch!
Waldemar, zu Dir: Ehre wem Ehre gebührt.
Hakan, zu Dir: Du hast aber gelesen, dass ich die jugendliche Aggressions- Ineffizienz ausschließlich auf das Doppelspiel bezogen habe?
In Waldemar´s Einzeln dagegen sieht es mit seinem Rambo-Top ganz anders aus. Das hatte ich ausdrücklich erwähnt.
Einig sind wir uns aber darin, dass es immer verschiedene Lösungsansätze gibt. Das sagt ja auch schon der altgediente Satz: kein Alkohol ist auch keine Lösung.
Fazit: immerhin habt ihr nun mal bewiesen, dass ihr nicht nur des Tischtennis Spielens, sondern auch des Lesens und Schreibens mächtig seid.
Es war mir wie immer eine Freude
Klaus